Da gibt es dieses unausgesprochene Verlangen, wenn wir Berge sehen, oder? Die Höhen, die Gefahr, aber auch die Schönheit der Natur und die Möglichkeit in Staunen auf die Welt hinab zu blicken. Heute werden wir daher dieser Sehnsucht nachgehen und gemeinsam eine Berglandschaft malen. Dabei sprechen wir auch über Perspektiven und Distanz.
Kapitel
- Ein bisschen Theorie über Perspektive und Farben
- Die Referenz
- Utensilien
- 1. Skizziere die Berge
- 2. Male den Himmel
- 3. Tauche die Berge in warme Sonnenstrahlen
- 4. Male die Schatten
- 5. Beginnen wir mit den Details
- 6. Male den mittleren Berg
- 7. Mehr Wärme für den Vordergrund
- 8. Vertiefe die Schatten
- 9. Passe die Farbtiefen an
- 10. Füge Highlights hinzu
- Das fertige Bild
Irgendwie habe ich Berge immer gemocht, dabei klettere ich nicht, fahre nicht Ski und lebte auch nie in sonderlich bergigen Gegenden. Deswegen male ich sie gerne gerne, was du in der Gallerie und auch in vorherigen Posts sehen kannst. Diese Anleitung entstand aus einer Reihe von Unterhaltungen über Farbtheorie und Perspektiven. Daher wird es auch ein kleines Theoriekapitel geben, in dem ich beides beleuchte. Das wird dir hoffentlich helfen, die Methoden und Techniken, die wir heute benutzen, auch in zukünftigen Bildern bewusst einzusetzen.
Natürlich malen wir eine Landschaft auch gemeinsam. Für die, die den Blog lesen: Es gibt einen Stream auf Twitch, wo wir das Bild gemeinsam malen, dieser wird anschließend zu einem Video geschnitten und wird auf YouTube zur Verfügung stehen.
Ein bisschen Theorie über Perspektive und Farben
Das Wichtigste hast du in aller Kürze vermutlich schon gehört, oder? Wer hat das nicht, bei all den Tutorials die uns zur Verfügung stehen? Farben sind in der Ferne heller und kühler. Aber was bedeutet das eigentlich wenn wir malen und von welcher Entfernung reden wir da eigentlich?
Wenn ich alles im Einzelnen aufführen wollte, würde das ein sehr langer Beitrag werden. In aller Kürze will ich aber erklären, worauf wir uns bei dieser Malanleitung konzentrieren werden. Im Grunde geht es darum, dass du anhand der benutzten Farben die Entfernung erahnen kannst. Und es reicht, um die Entfernung im Bild beim Malen darzustellen.

Dieses Foto ist nur ein Beispiel. Du siehst viele Berge, die einander überschneiden und zum Horizont hin ganz hell werden. Die hintersten Berge sind sogar vom Himmel kaum zu unterscheiden. Beachte auch, wie der Himmel selbst zum Horizont hin heller wird. Die Berge in weiter Entfernung haben fast keinen Kontrast und sind nur Hellblau an den dunkelsten Stellen. Je näher die Berge sind, desto dunkler werden sie, desto schärfer die Kontraste und wärmer die Farben. Im Vordergrund sind die Töne am Wärmsten, die Kontraste am schärften und die Details, wie Gräser und Steine, gut zu sehen. In mittlerer Entfernung bereits zeigen sich die “Details” nur als Textur und sind in weiter Entfernung überhaupt nicht sichtbar.

Um dieses Bild zu malen, müssen wir die Entfernungen herunterbrechen und in Sektionen unterteilen. Hier kannst du nun etwas besser sehen, wie ich diese aufteilen würde. Um die Theorie zu unterstreichen, siehst du oben im Bild jeweils den dunkelsten Ton der jeweiligen Sektion. Gerade da zeigt sich, dass die Berge in weiter Entfernung fast gar keine Farbe brauchen und der dunkelste Ton einfach nur ein ganz helles Blau ist.
Hinzu kommt, dass ich die Abschnitte in der Reihenfolge nummeriert habe, wie ich sie malen würde. Quasi von hinten nach vorne. Es ist einfacher hinten zu beginnen, da man bei Aquarell von hell nach dunkel malt und helle Farben leichter überdecken kann. Dazu kommt, dass wir das Weiß des Papiers unberührt lassen und auf diese Weise mehr Kontrolle über die Farben und Kontraste haben.
Das ist auch genau das, was wir für das heutige Tutorial tun werden. Damit es innerhalb eines Streams malbar ist und wir die Schichten zwischendurch trocknen lassen müssen, habe ich ein anderes Referenzbild gewählt. Diese Berge haben nur drei Entfernungen, die wir einfangen müssen. Der Berg weit hinten ist auch nicht so weit entfernt, dass er nur Hellblau gemalt werden muss, aber auch da zeigen sich die kühleren und helleren Töne im Gegensatz zum Vordergrund. Es ist zudem eine tolle Übung, die Berge beim Malen zu formen und ihnen Textur zu verleihen.
Video Anleitung
Wenn du lieber mit einem Video lernst, ist hier ein Video in Echtzeit, das dir jeden Pinselstrich der Anleitung erklärt.
Die Referenz

Als Referenzbild wählte ich dieses Foto von cm_ronaldo auf pixabay.com. Wie du siehst, sind die Berge um einiges einfacher als die vom vorherigen Foto. Dies wird uns die Gelegenheit geben, auch in der kurzen Zeit des Streams, das Bild komplett zu malen. Die Theorie lässt sich auch hier anwenden und du wirst sehen, dass es gar nicht so schwer ist, Berge zu malen.
Danach wirst auch du in der Lage sein all die Berglandschaften, auf die du Lust hast, selbst zu malen!
Utensilien
- Aquarellpapier (ich bevorzuge 100% Baumwolle)
- Aquarellfarben (Ich nutze ein Set von Schmincke Akademie)
- Aquarellpinsel (verschiedene Größen)
- Bleistift und Radiergummi
- Weiße Gouache, Tinte oder Gelstift
Denke daran, dass du immer einfach die Farben benutzen kannst, die du bereits zur Verfügung hast, um meinen Anleitungen zu folgen. Ich nutze gerade zu diesem Zweck immer eine einfache Palette mit den Grundfarben und erkläre immer, wie du sie mischen musst, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Fühle dich also frei mitzumalen, egal welche Farben du gerade da hast!
Zudem habe ich einen Beitrag dazu, was du wirklich zum Malen mit Aquarell brauchst und wie du das perfekte Aquarellpapier für dich wählst.
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1. Skizziere die Berge

Die Skizze für dieses Bild ist wirklich einfach. Sei unbesorgt, wenn deine Linien nicht ganz perfekt sind, wir nehmen das hier ganz locker. Solange die Linien hell sind, wird es passen! Benutze ruhig die Lineart im Bild als Vorlage für deine Skizze.
2. Male den Himmel

Jetzt wird es richtig spaßig. Feuchte den Bereich des Himmels vor. Bitte nicht das komplette Blatt anfeuchten! So bleibt die Kante zu den Bergen hin schön sauber.
Mische Phthalo Blau (Cyan) und ein wenig Englisch Rot (Sienna gebrannt) auf deiner Palette. Trage dann die Mischung im Himmel auf, konzentriere dich zuerst an den äußeren Rändern, wo die Farbe am intensivsten ist. Ziehe die Farbe dann in diagonalen Linien ins Bild. Achte darauf zwischen den Linien Weiß zu lassen und sie nicht immer komplett durchzuziehen. Die Kanten der Linien werden weich auslaufen, da das Papier noch feucht ist und die Illusion von Wolken schaffen.
Mische ein wenig Englisch Rot mit viel Wasser auf deiner Palette und vielleicht einem Tüpfelchen Phthalo Blau zu einem Pfirsichton und trage den Mix vorsichtig im Bereich der unteren Wolken auf.
Lasse das Bild komplett trocknen, bevor du weitermalst.
3. Tauche die Berge in warme Sonnenstrahlen

Mische gelben Ocker und ein klein wenig Englisch Rot auf deiner Palette zu einem warmen Orange, verdünne diesen mit Wasser und trage die Farbe auf dem mittleren Berg auf. Verdünne die Farbe weiter und trage sie auf dem hinteren Berg auf.
Mische dann mehr davon und bedecke den vorderen Berg. Füge noch etwas Englisch Rot im unteren Bereich hinzu, um den Effekt zu verstärken.
Lasse auch diese Lage trocknen, bevor du weitermalst.
4. Male die Schatten

Es mag sich vielleicht falsch anfühlen, die Schatten vor den Details zu malen, aber ich verspreche, dass das hier Sinn hat. Wenn man über Details lasiert, dann können diese verschwimmen, sodass wir hier diesen Schritt einfach vorwegnehmen. Du kannst aber immer später auch noch Schatten hinzufügen!
Mische Ultramarin und Umbra gebrannt zu einem leicht bläulichen, neutralen Grauton und füge mit dem dunkelsten Ton die Schatten auf dem Berg im Vordergrund hinzu. Verwässere den Mix dann leicht und male die Schatten auf dem mittleren und hinteren Berg.
Lasse die Farbe erneut komplett trocknen.
Info: Lasieren ist eine der Grundtechniken der Aquarellmalerei, bei der eine Farbschicht über eine bereits getrocknete Farbschicht gemalt wird. Dadurch kannst du die Töne oder Farben anpassen.
5. Beginnen wir mit den Details

Tut mir leid, wenn diese Anleitung verwirrend klingt, aber sorge dich nicht! Es wird alles gut. Und dieser Schritt ist der, bei dem es richtig schön wird.
Mische mehr Umbra gebrannt zum vorherigen Grau. Die Farbe sollte etwas wärmer sein, braun und etwa ein mittlerer Ton. Male damit die Bereiche im Berg, die noch nicht vom Schnee bedeckt sind (weiß auslassen). Diese Lage trocknet im Allgemeinen immer ziemlich schnell, sodass du jetzt schon einige Bereiche auch nachdunkeln kannst, wenn du es brauchst.
Male die Details mit einem Pinsel, der eine gute feine Spitze hat. In meinem Fall ist es die Größe 4.
Im unteren Bereich des Bergs kannst du noch etwas Englisch Rot oder gelben Ocker hinzugeben.
6. Male den mittleren Berg

Benutze dieselbe Mischung aus Umbra gebrannt und Ultramarin, um die Details des Bergs in der Mitte zu malen. Es hilft auch hier zum kleineren Pinsel, etwa Größe 4, zu greifen. Mit der Spitze kannst du auch die kleinsten Details malen. Auch hier kannst du im unteren Bereich etwas Englisch Rot hinzumischen, um den Farbton etwas aufzuwärmen.
7. Mehr Wärme für den Vordergrund

Mische dir Englisch Rot auf der Palette an und bedecke damit den Hügel im Vordergrund fast komplett. Lasse noch einige Stellen frei und hell. Du kannst die Konsistenz der Farbe leicht variieren, damit auch der Auftrag ein wenig Spiel hat.
Lasse die Farbschicht erneut trocknen.
8. Vertiefe die Schatten

Mische einen sehr intensiven Mix aus Umbra gebrannt und Ultramarin und vertiefe dann einige der Schatten in den Bergen in der Mitte und hinten im Bild. Nutze denselben Mix, um dem Berg im Vordergrund ebenfalls Details zu verleihen. Male dabei “um” die Steine und hellen Bereiche herum, damit diese später wie Felsen aussehen.
Lasse die Farbe erneut trocknen.
9. Passe die Farbtiefen an

Das ist der Schritt, bei dem das Bild zusammenkommt. Benutze erneut eine sehr intensive Mischung aus Umbra gebrannt und Ultramarin und lasiere damit vorsichtig über den vorderen Berg. Lasse wieder einige Bereiche und Felsen frei, damit sie heller erscheinen. Male damit auch die intensivsten Schatten im mittleren Berg.
10. Füge Highlights hinzu

Wir waren so gut und haben das Weiß des Papiers in den schneebedeckten Bergen so gut bewahrt. Wenn du aber welche davon zufällig übermalt hast, oder die Effekte verstärken willst, benutze hier die weiße Gouache oder Tinte.
Ich habe auch ein wenig davon benutzt, um einige der Felsen im Vordergrund hervorzuheben. Wenn du magst, kannst du sogar etwas gelben Ocker zum Gouache mischen, damit die Lichtreflexionen wärmer erscheinen.
Das fertige Bild

Ich hoffe, dass du das Malen mit mir genossen hast und glücklich mit deiner Landschaft bist. Fühl dich willkommen, dein Bild mit mir auf discord, Bluesky oder Mastodon zu teilen. Ich freue mich immer, eure Bilder zu sehen und meine Leidenschaft mit euch zu teilen.
Wenn du dich inspiriert fühlst und weiter mit mir malen willst, findest du weitere Anleitungen hier auf Blog und monatlich auf dem Stream auf Twitch.
Falls dir die Anleitung gefallen hat, freue ich mich über ein Trinkgeld. Dankeschön!
Hab’ einen tollen und kreativen Tag!