Nichts ist verlockender und mysteriöser als eine Burg bei Nacht, vielleicht sogar ein bisschen gruselig und voller Erwartung. Wenn es ums Malen geht, so finde ich, dass Burgen Architektur-technisch viel zu bieten haben, viele Formen, die da zusammenkommen. Besonders bei Nacht kann das spannend werden, wenn sie nur teilweise beleuchtet sind. In diesem Tutorial werden wir nun üben, das Licht in Mitten der Dunkelheit zu malen.
Kapitel
- Licht im Dunkeln
- Die Referenz
- Meine Materialliste
- 1. Die Vorzeichnung
- 2. Erster Farbauftrag
- 3. Licht und Schatten Platzieren
- 4. Definiere die Formen Nass in Nass
- 5. Ein Bisschen Mehr Schatten
- 6. Füge Details Hinzu
- 7. Male das Dunkelste Dunkel
- Gedanken zum Schluss
Das Malen einer hellen Lichtquelle in einer eher dunklen Szenerie kann schwierig sein - vor allem in Aquarell. Besonders, wenn du erst einmal herausfinden musst, wie du an die Sache herangehst. Die Idee für dieses Tutorial habe ich von reddit. Jemand stellte dort eine Frage und hängte einen Screenshot eines Spiels an. Es war eine Burg bei Nacht mit einem Lagerfeuer in der Mitte und einer Person davor. Die Frage, die die Person stellte, war: ”Wie male ich das?”

Eine Skizze, die aus der Frage entstanden ist: Wie male ich das?
Ich muss gestehen, dass ich das gleich ausprobieren musste! Also griff ich nach einem Skizzenbuch und Farben und malte eine schnelle Skizze der Szene. Natürlich blieb die Skizze nur grob und ließ viel Freiraum für Details und alles. War halt doch eher lose. Aber sie zeigte alles und vor allem habe ich ausprobieren können, wie ich diese Szene im konkreten Fall malen würde. Es ist immer sehr befreiend, wenn ich in der Lage bin, ein Bild zu verstehen und es dann auf Papier einzufangen.
Selbst nachdem ich mir das Konzept verständlich gemacht habe, fühlte es sich doch nicht so ganz einfach an. Deswegen sind wir nun hier, mit der Anleitung versuche ich nun, es auch anderen verständlich und damit weniger gruselig zu machen.
Licht im Dunkeln
Licht in sehr dunklen Bereichen zu malen, kann kompliziert sein. Deswegen habe ich hier erst einmal ein wenig Theorie zusammengetragen, um es dir verständlicher zu machen. Zunächst einmal können wir nur das malen, was wir auch sehen. Licht gibt uns Informationen, die wir dann zu einem Bild verarbeiten. Außerhalb der beleuchteten Bereiche, wenn dort wirklich vollkommene Dunkelheit herrscht, sehen wir nämlich nichts. Dort haben wir keine Informationen, die wir benutzen können, um selbst irgendetwas darzustellen.

Eine erleuchtete Burg bei Nacht.
In diesem Beispiel von Pixel-Sepp on pixabay.com sieht man das deutlich. Die Wände der Burg, die angestrahlt werden, sind klar zu sehen. Wir sehen die Fenster, Vorsprünge, Formen und sogar einzelne Steine sind erkennbar. Außerhalb davon, der Hügel, vielleicht Wald, oder sogar der Nachthimmel, diese können wir nur erraten. Wir sehen einfach nicht genug und können nur vermuten, was sich im Dunkeln befindet. Dementsprechend könnten wir es auch nicht malen, sollten wir uns an diese Szene wagen.
Das Foto zeigt auch den Schattenwurf des Lichts deutlich. Wir sehen, dass Schatten harte Kanten haben, wenn die Quelle des Schattens nah am Licht ist. Ist die Entfernung größer, wird der Schatten weicher. Der Rand der Beleuchteten Mauern gegenüber dem Dunkeln hingegen bleibt klar abgetrennt. Das zu beobachten und zusehen, kann euch auch bei anderen Bildern, in der Zukunft, nützlich sein, weil das Prinzip das gleiche bleibt.
So sieht eine beleuchtete Burg aus der Ferne aus.
Wenn wir nun näher an die Lichtquellen gehen, sieht das Ganze schon anders aus.

Burg bei Nacht - die Laternen zeigen den Innenhof und werfen Schatten an die Wand.
In diesem Foto von markusspiske on pixabay.com sehen wir schon viel mehr. Immer noch heben sich die Wände der Burg scharf vom dunklen Nachthimmel ab. Die Lichter sind hell und reflektieren sich an den glatten Steinen des Kopfsteinpflasters. Ihr Muster ist deutlich zu erkennen. An der Wand sehen wir eine Mischung aus scharfen und weichen Schatten. Die Lichter zeigen uns viel.
Wenn wir nun genauer auf die Lichtquellen schauen, können wir erkennen, dass sie selbst eigentlich keine Farbe haben. Das umgebende Licht ist dennoch warm und gelblich. Die Lichtquelle selbst ist weiß. Wenn wir diese nun malen würden, müssten wir das Weiß in der Mitte belassen und gelb drumherum malen. Einen Kreis, vermutlich nass in nass, damit die Kanten weich sind und die Farbe verläuft. Drumherum dann das Dunkel. Das werden wir in der heutigen Anleitung auch üben.

Ein weiteres tolles Beispiel von Lichtern in einem Burginnenhof.
Den gleichen Effekt kannst du in diesem Foto von markusspiske on pixabay.com ebenfalls beobachten.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass sogar eine farbige Lichtquelle Farbe auch in der Mitte besitzt, nur weil das Licht, das ausgestrahlt wird, eine Farbe hat. In der Tat, wie es auch die dunkelsten Stellen im Bild sind, so sind es auch die hellsten: sie haben keine Information, keine Details, wir sehen nur das Licht und das ist weiß. Der hellste Punkt im Bild. Das Licht verdeckt Details ebenso wie Schatten es tut, was du an der Laterne in der Mitte des Fotos gut erkennen kannst. Die Mauer um die Laterne herum hat fast keine Details, alles ist so hell, dass wir das nicht sehen können. Sogar die Form der Laterne können wir nur erahnen. Je weiter weg sich etwas von der Lichtquelle befindet, desto mehr Detail hat es, bevor es in den Schatten versinkt.
Ich glaube, dass wenn man dieses Prinzip beim Malen im Hinterkopf behält, fällt es leichter Licht zu malen. Aber auch die generelle Einschätzung, wo Details am schärfsten sein müssten sowie den Schattenwurf. Das geht natürlich nicht für das heutige Tutorial, in dem wir das Malen von Licht und Schatten üben werden, sondern auch deine zukünftigen Bilder.
Die Referenz
Zusätzlich zu den vorherigen Beispielen von Lichtern im Dunkeln, wählte ich folgendes Referenzfoto für das Bild. Ich mag den Innenhof und finde, das ein Lagerfeuer gut hinein passen würde und die Treppen, die im fertigen Bild für Details im Dunkeln sorgen. Es wirkt einfach, als gäbe es mir Möglichkeiten und Optionen.

Bildreferenz für das heutige Tutorial.
Für die Anleitung, wie du das zeichnest, scrolle einfach weiter. Im ersten Schritt gibt es eine Lineart-Anleitung zum Vorzeichnen. Hier will ich mit dir nur die Inspiration für’s heutige Tutorial teilen, dieses Foto von Tama66 on pixabay.com.
Meine Materialliste
- Aquarellfarben (ich nutze Schmincke Akademie)
- Aquarellpapier (ich nutze Centenaire)
- Aquarellpinsel verschiedener Größen
- Bleistift und Radierer
Bitte fühle dich frei, das zu benutzen, was du schon hast. Wenn du mehr Informationen zu Papier brauchst, habe ich eine ausführlichen Artikel zu Aquarellpapier. Da kannst du auch nachlesen, warum ich es bevorzuge auf Baumwollpapier zu malen. Zusätzlich gibt es noch was Allgemeines zu Utensilien, das besonders für Anfänger interessant ist. Ich will auch noch einmal deutlich machen, dass du nicht eine bestimmte Marke brauchst, um zu malen. Wähle das, was für dich am besten erhältlich und bezahlbar ist. Je nach dem, wo du lebst, kann sich das nämlich erheblich ändern. Markentreue ist daher kein Kriterium meiner Empfehlungen. Die Qualität muss stimmen, das ist alles.
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1. Die Vorzeichnung
Die Vorzeichnung für dieses Bild ist in der Tat etwas komplizierter, auch wenn das Bild am Ende voll im Dunkeln sein wird. Aber Schritt für Schritt schaffst du das auch. Ich habe auch für die Vorzeichnung einen einfachen Guide vorbereitet.

Platziere zuerst die Linien, an denen wir uns richten werden. Das hilft zu sehen, wo die Gebäude stehen und ist generell eine Orientierungshilfe beim Zeichnen.

Beginne in der Mitte und zeichne die ersten Gebäude vor. Merke, dass alle vertikalen Linien gerade und parallel zueinander verlaufen.

Du kannst die Fenster lose und leicht einzeichnen, man wird sie in den dunklen Bereichen nur schwer erkennen können. Wenn du dich sicher genug fühlst, kannst du sie auch ganz weglassen. Die Treppen allerdings wird man im fertigen Bild sehr gut sehen können.

Zeichne noch das Feuer ein und die Details in den hinteren Gebäuden. Bedenke, dass das Feuer die Details abdeckt, radiere daher zur Not noch deine Linien direkt um das Feuer herum weg.
2. Erster Farbauftrag
Der Hintergrund für dieses Bild muss gut geplant sein und besteht nicht nur aus einer Farbe.
Feuchte dein Papier vollständig und setze etwas Zitronengelb in den Bereich des Lagerfeuers, du kannst auch ein wenig Kadmiumrotton oder ein anderes warmes Rot oder Orange dazumischen für etwas mehr Wärme. Im gleichen Gelbton kannst du auch einige der Wände malen, dort wo das Feuer sie anstrahlen würde.
Mische dann Ultramarin und Umbra gebrannt zu einem dunklen Grau und male den Himmel damit sowie ein wenig der Wand rechts im Bild.

Lasse das Papier trocknen, bevor du weitermachst, wenn du mehr Kontrolle bevorzugst. Du kannst aber auch nach wenigen Minuten vorsichtig weitermalen und auf die Verläufe der Farbe genauer Acht geben.
3. Licht und Schatten Platzieren
Bereite schon ein Mal mehr von der Mischung von Ultramarin und umbra Gebrannt vor. Das ist die wichtigste Farbe, die wir jetzt nutzen werden.
Tip: Ich bevorzuge es Ultramarin und Umbra gebrannt statt eines einfachen Schwarz zu nutzen, weil die Farben granulieren und sich auf dem Papier trennen. Dadurch ergeben sich Bereiche, die bräunlicher oder bläulicher sind. Im fertigen Bild dienst es auch dazu, interessanter zu wirken.
Mit einer dunklen Mischung kannst du jetzt die harte Linie des Dachs definieren. Ziehe die Farbe weiter nach unten, versuche jedoch dabei nicht das Licht zu bedecken und definiere zuerst die dunkleren Bereiche zwischen den Gebäuden zu definieren.
Halte die Lichtquelle frei und achte auf einen weichen Übergang dazu.
Wenn du nicht sicher bist, wie du weiche Kanten malen kannst, dann ist das Frosch Tutorial perfekt, das zu üben. Weiche Kanten und das Verblenden sind eine wichtige Technik in der Aquarellmalerei und hilft nicht nur sanfte Übergänge zwischen zwei Farben herzustellen, sondern auch zwischen Hell und Dunkel.

4. Definiere die Formen Nass in Nass
Mit einem intensiveren Mix kannst du jetzt die Formen der Gebäude weiter definieren und schon erste Schatten setzen. Wo das Papier bereits getrocknet ist, kannst du scharfe kanten setzen, etwa am Torbogen. Bedenke auch die Schatten, die geworfen werden, diese kannst du in diesem Schritt hinzufügen.

5. Ein Bisschen Mehr Schatten
Im Absatz zur Theorie haben wir bereits gesehen, dass Lichtquellen mit zunehmender Entfernung weiche Schatten werfen. Diese sehen wir hier genau an den Wänden hinter den Treppen.
Um diese zu malen, nutze wieder die Mischung aus Ultramarin und Umbra gebrannt und male auch die ersten dunkleren Bereiche um das Feuer herum. Die Einbuchtungen unter der Treppe sind ein tolles Beispiel dafür. Die Dächer der Treppen und einige erste Details über dem Torbogen.
Füge nicht zu viele Details hinzu, im Dunkeln sind diese ohnehin nicht zu sehen.

Mit etwas mehr Zitronengelb und Kadmiumrotton zu einem warmen Gelb gemischt, kannst du auch das Feuer noch ein wenig definieren. Das imitiert das Lodern der Flammen.
6. Füge Details Hinzu
In einem Bild wie diesem gibt es eigentlich nur wenige Details… aber wir können allem, das durch das Licht erhellt wird, Definition verleihen.
Mit einem sehr intensiven Mix aus Ultramarin und Umbra gebrannt kannst du jetzt die Treppen und alle Bögen und Ausbuchtungen definieren. Male zudem die Fenster und andere Details, die du hinzufügen willst. Füge auch die Holzscheite unter das Feuer.

Füge auch ein wenig mehr Definition an das Feuer mit ein wenig mehr von der orangen Farbe, die du vorher gemischt hast. Ein paar wenige Linien reichen schon aus.
7. Male das Dunkelste Dunkel
Sogar ein Bild bei Nacht hat noch ganz dunkle Ecken, diese fügst du jetzt hinzu.
Nutze einen sehr intensiven Mix wie vorher oder erstmals alternativ Schwarz aus deiner Palette für diesen Schritt.
Damit dunkeln wir nur ein paar wenige Bereiche, etwa die Fenster. Male damit auch die Blätter und Zweige im Vordergrund. Im Referenzfoto mochte ich es sehr, dass da einige Zweige ins Bild hingen und wollte diese Ästhetik auch für das fertige Bild übernehmen. Da diese von der anderen Seite angeschienen werden, erscheinen sie uns einfach nur als schwarz.
Die Blätter und Zweige habe ich sehr lose gemalt und du kannst das auch - nur Mut!

Gedanken zum Schluss
Ich habe das Gefühl, dass diese Anleitung schneller gemalt ist, als die Theorie dazu erklärt wird. Aber ich hoffe sehr, dass du diese kleine Übung mit mir genossen hat. Wie immer ist es nur ein kleiner Einblick in das, was mit Aquarell möglich ist und eine Übung.
Wenn du die Anleitung genossen hast, so habe ich noch viele mehr für dich mit verschiedenen Techniken und Grundlagen, die dort jeweils geübt werden. Falls du live mitmalen willst, so bist du auf twitch.tv herzlichst willkommen.
Hab’ einen wundervollen Tag und danke, dass du mit mir gemalt hast!
Lana