Es ist Zeit für eine kleine Serie von Hahnemühle Aquarellpapiertests. Hahnemühle bietet einen Testblock mit einer Sammlung ihrer Aquarellpapiere mit jeweils einem A4 Blatt des jeweiligen Papiers. Das ist die Basis, die ich nutzen werde, um meine kleinen Reviews zu schreiben.
Heute teste ich ihr The Collection Watercolour Papier mit einer Grammatur von 300g/m².
Kapitel
- Wie ich die Papiere teste
- Materialliste
- Über Hahnemühle: The Collection Watercolour Papier
- Meine Beobachtungen beim Malen
- Ein paar letzte Gedanken und Schlussworte über das Papier
- Fußnoten
Wie ich die Papiere teste
Jeder der Blätter wird auf 4 A6 Blätter zugeschnitten, damit ich auch das Maximum aus dem Papier herausholen kann.1 Auf jedes kleine Blatt male ich ein Bild, um auch wirklich alle Techniken zu nutzen, das Papier genau zu beobachten und Vergleiche ziehen zu können. Während ich das tue, habe ich eine Liste von Kriterien aufgestellt, nach denen ich das Papier bewerte.
Um den Test noch zuverlässiger zu gestalten, nutze ich professionelle Aquarellfarben verschiedener Hersteller, die ich gut kenne, die mir eine belastbare Basis für die Beobachtungen geben werden. Eines der Bilder male ich zudem auf der Rückseite, um zu sehen, wie sich das Papier verhält, aber auch ob das Papier geeignet ist, Skizzenbücher zu binden. Auch Ungleichheiten in der Oberflächenleimung kann man auf der Rückseite manchmal besser erkennen.
Die Farben, die ich nutzen werde, sind Schmincke Horadam, Golden QoR und Lukas 1862 Aquarell. Schmincke sind tolle Farben mit solider Qualität, QoR hat dazu viele Farben, die einen schönen Glow haben und hohe Fließeigenschaften. Lukas hat viele Farben mit wundervoller Granulation und sind sehr angenehm zu nutzen. Zudem lassen sie sich einfacher kontrollieren als manch andere Hersteller.
Ich nutze alle drei fast täglich und weiß, wie sich die Farben verhalten und aussehen sollen. Das stellt für mich eine gute Grundlage da, um dann die Unterschiede bei den Papieren besser beobachten zu können.
Materialliste
- Hahnemühle Watercolour Selection auf amazon
- Schmincke Horadam Aquarellfarben auf amazon
- Lukas 1862 Aquarell auf amazon
- Golden QoR Aquarellfarben (High Chroma) auf amazon
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Über Hahnemühle: The Collection Watercolour Papier
Als ich das Papier erstmals in den Händen hielt, hatte ich schon ein gutes Gefühl. Baumwolle bietet immer ein besonderes haptisches Erlebnis und erinnert oft an Stoff. Die Struktur ist sehr angenehm und subtil, wie ich das von Feinkornpapieren erwarten würde. Es ist fest, nicht zu dünn und das perfekte Gewicht für fast alles. Bereits vor dem Malen wusste ich daher, dass das Papier sich nicht sehr wellen würde. Der Test selbst stand da natürlich noch aus.
Dieses hat die 300er Grammatur, es ist aber auch noch in 640er Grammatur verfügbar (und wird demnächst auch getestet), besteht aus 100% Baumwollhadern. Zur Auswahl gibt es das mit Feinkorn, Grobkorn oder satinierter Oberfläche. In diesem Test habe ich aber nur das Feinkorn zur Verfügung und beziehe mich auch nur auf dieses.
Wenn du mehr über Aquarellpapier und Entscheidungshilfen lesen willst, dann empfehle ich diesen Artikel hier.
Das Papier hat ein sehr angenehmes neutrales, natürliches Weiß, das ein wenig ins Warme lehnt. Die Oberflächenstruktur ist irregulär und sehr angenehm. Die Oberflächenleimung ist zudem vegan, was mir persönlich sehr zusagt.3
Die verfügbaren Größen sind:
Blöcke | Bögen | Rollen |
---|---|---|
24x32cm | 56x76cm | 1,25x10m |
30x40cm | 106x78cm | |
36x48cm |
Meine Beobachtungen beim Malen
Beim Malen habe ich gewisse Eigenschaften genau beobachtet und sie mit 1-5 Sternen bewertet. Hier ist die Liste der Kriterien inklusive der Wertungen.
Kriterien | Bewertung | Notizen |
---|---|---|
Gefühl/Haptik | 4/5 | Fühlt sich ok an. |
Nass in nass Malen/Verlaufen | 3/5 | Das Wasser verteilte sich teilweise ungleichmäßig, viele Blooms und harte Ränder. |
Wellen | 4/5 | Das Papier hat sich ein wenig gewellt beim Nass-in-nass-Malen, trocknete aber recht flach wieder. |
Fließen von Farben | 5/5 | Sehr angenehm, könnte durch das Wellen beeinflusst werden, wenn es nicht an einem Untergrund festgemacht wird. |
Granulation | 5/5 | Hebt Granulation schön hervor. |
Lasieren | 5/5 | Funktioniert toll auf beiden Seiten. |
Auswaschen | 4/5 | Hat wunderbar geklappt. Färbende Pigmente ließen sich, wie erwartet, weniger gut auswaschen. Korrekturen waren jederzeit möglich. |
Glow der Farben | 5/5 | |
Maskierband | 5/5 | Das Papier hat nicht gerissen, Oberfläche intakt. |
Maskierflüssigkeit/Rubbelkrepp | wurde nicht getestet | |
Radieren/Oberflächenrobustheit | 3/5 | Nach dem Radieren zeigte sich leichte Änderung der Oberflächenleimung. Schaden zeigte sich durch Flecken beim Farbauftrag. |
Nass in nass Malen und wie sich das Papier dabei wellt
Beim ersten Bild, dem Lemur, war ich neugierig und begann gleich mit einem feuchten Auftrag. Beim ersten Bild fühlte ich mich noch mutig und probierte alles aus. Beim Malen habe ich das Bild dabei nicht an einen Untergrund geklebt und lediglich die Ränder mit einem Maskierband abgeklebt.
Das Malen selbst hat mir viel Spaß gemacht. I mag es, wie sich das Papier anfühlt. Die Struktur ist, im Gegensatz zu manch anderen Papieren, nicht sehr stark, sondern genau richtig und angenehm. Das Wasser wurde gut angenommen und die Farben verliefen sehr schön. Zwar wellte sich das Papier ein wenig beim Malen, bildete Hügel und Täler, in denen sich ein wenig Wasser sammelte. Das musste ich natürlich korrigieren. Das hat ein wenig die Verläufe beim Trocknen gefördert, die vor allem in den ersten Farbschichten bemerkbar waren. Die darauffolgenden Schichten haben aber alles schön verdeckt.
Beim Trocknen zog sich das Papier, ganz ohne Hilfe, wieder flach. Auf der Rückseite kann man noch ein wenig sehen, wo es sich verzogen hat. Das beeinflusst die Vorderseite jedoch ganz und gar nicht.
Granulation und Lasieren
Granulierende Farben sahen auf dem Papier wirklich einfach nur schön aus, das habe ich sehr genossen. Die Pigmenteigenschaft liegt mir sehr am Herzen und ich mag es, wenn man es auch im fertigen Bild erkennt. Besonders im Bild mit dem Eichhörnchen habe ich viele granulierende Erdtöne von Lukas benutzt. Ein wenig Schwierigkeiten hatte ich beim Malen, was aber weder am Papier noch an den Farben lag.
Lasiert habe ich auf jedem der Bilder, auf manchen mehr auf anderen weniger. Das hat auch ganz wunderbar funktioniert obwohl ich färbende und nicht färbende Pigmente für die ersten Schichten nutzte. Nicht färbende Pigmente lassen sich immer viel leichter auswaschen, sodass sie für die unteren Schichten weniger geeignet sind. Das hat hier aber auch ganz gut funktioniert.
Oberflächenschaden durch Radieren
Durch das Radieren wollte ich sehen, wie gut das Papier mit Korrekturen während des Zeichnens umgehen kann. Besonders bei weniger erfahrenen Malenden kann es vorkommen, dass Korrekturen oft vorkommen und öfter radiert werden muss. Also schloss ich das in die Tests mit ein. Nachdem ich die erste Schicht gemalt hatte, sah ich, dass das Radieren die Oberfläche wirklich ein wenig angegriffen hat. Beim Farbauftrag zeichnete sich ein Fleck ab, weil die Oberfläche die Farbe anders aufgenommen hatte. Für den Fall, dass du einen ebenen Farbauftrag in deinen Bildern haben willst, solltest du einen weichen Knetradiergummi nutzen, um eben Schädigung des Papiers zu vermeiden. Dies gilt aber ebenso für alle anderen Papiere auch.
Malen auf der Rückseite
Das Malen auf der Rückseite hat eigentlich auch Spaß gemacht. Die Struktur ist ein wenig flacher als auf der Vorderseite, aber sehr schön. Das Papier hat sich beim Malen aber auch gut verhalten und ich hatte absolut nichts zu bemängeln, was den Prozess anging. Das kannst du gut im Bild, dass ich “Beste Freunde” genannt habe, sehen. Die schöne Farbpalette habe ich durch Napthol Marron in Kombination mit Delft Blau und Gelbem Ocker erhalten. Dazu nahm ich noch ein paar andere Erdtöne in einigen Bereichen. Falls du also auch mit Farben etwas spielen möchtest, dann ist das eine wirklich schöne, ungewöhnliche Palette.
Ein paar letzte Gedanken und Schlussworte über das Papier
The Collection Watercolour Papier liest sich für mich als Name sehr klobig und fast hochgestochen. Allerdings fühlt es sich beim Malen sehr gut und angenehm an. Es ist eine solide Wahl, wenn es um Aquarellpapier geht. Beim Testen ist mir nichts aufgefallen, dass mich irritiert, geärgert oder gewundert hätte. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich gegen das Papier arbeite oder viel korrigieren muss. Es war also genau das, was ich von einem professionellem Aquarellpapier erwarte.
Es ist ein Papier, das ich in Zukunft auch kaufen und nutzen würde … natürlich erst, wenn ich meine riesige Sammlung erst einmal aufgebraucht habe. ;) Das heißt aber auch, dass ich zuerst noch “ein paar” Tests zu machen und zu schreiben habe.
Diese kleine Serie soll anderen Malenden eine Entscheidungshilfe bieten, welche Papiere für ihre Bedürfnisse die passende Lösung wären. Daher hoffe ich sehr, dass es auch für dich eine Hilfe ist.
Hab’ einen wunderbaren und kreativen Tag!
Lana
Fußnoten
Zudem werden alle Papiere ab jetzt auch nach den gleichen Kriterien getestet. Diese habe ich im vorherigen Post niedergeschrieben. Das wird hoffentlich helfen, beim Kauf gute Entscheidungen zu treffen. Alle Papiere werden mit 100% Baumwollpapier verglichen.
Für die Skizze der Katze habe ich den Inktensestift in Pink Flamingo benutzt. Gemalt wurde dann mit QoR.
Andere Papiere von Hahnemühle und anderen Herstellern beinhalten Gelatine.